Pflanzenatem / Wolkenatem - Plantbreath / Cloudbreath

"Zwischen Himmel und Erde" (Between Heaven and Earth)
Kunstverein Ludwigshafen, Germany

2012






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In der 500 qm großen Ausstellungshalle des Kunstvereins Ludwigshafen war vor Jahren das ursprüngliche Glasdach entfernt und dabei die Tragekonstruktion belassen worden. Über dieser Gitterstruktur öffnet sich nun ein Deckengewölbe, eine unzugängliche zweite Raumebene mit einem riesigen,überdimensioniert erscheinenden Röhrensystem, eine Art von „Raumbeatmungsmaschine“, die den Luftaustausch der Halle bewerkstelligt. Auf diesen „Deus ex Machina“ haben sich die Künstler mit der Wolkeninstallation explizit bezogen, die komplexe und visuell sehr präsente Röhrenanlage ist beim Blick auf die atmenden Wolken als Hintergrund präsent und scheint auf den ersten Blick Teil der künstlerischen Installation zu sein. Der Zusammenhang von Kunst und Technik wird hier Thema.






Die Strenge des Raumes wird im schwarz-weiss der Arbeiten formal aufgenommen.

Die schwarzen Säulen, die sich im Kunstverein Ludwigshafen vom dunklen Terrazzoboden in den lichten, diffusen Deckenbereich der Wolken erheben, verbinden unten und oben, verkörpern gewissermaßen das, was titelgebend „Zwischen Himmel und Erde“ ist. Sie sind wie Wolkenstürmer. Bis zu 4,5m hoch, haben sie dennoch einen klaren menschlichen Bezug, sie stehen auf der Erde, sind nah und aufrecht. Dass sie bis in die Wolken hineinreichen, wenn sie sich gewitzt ganz ausrecken, dass sie zu den Wolken hinauf streben, macht sie der menschlichen Sehnsucht verwandt. Wolken und wachsende Pflanzensäulen rühren an Sehnsüchte, die archaisch scheinen: den Traum vom Fliegen, vielleicht auch an Flüge zu Sehnsuchtsorten, an Aufbruch zu Neuem. Vielleicht erinnern sie auch Brancusis „endlose Säule“ und an den im Turmbau zu Babel sprichwörtlich gewordenen Wunsch nach Erkenntnis, an den Traum, Gott näher zu sein?

Die langsamen, meditativen Veränderungen der Wolken in die Horizontale werden durch schnellere Vertikalbewegungen ergänzt, die zuweilen als „humorvoll“ beschrieben wurden.



"Frucht der Verheißung" (Fruit of Promise)

in der Ausstellung "Kunst mit Schokolade"

Museum Ritter, Waldenbuch, Germany

2012









Bereits seit den späten 1990er Jahren setzt sich das Künstlerpaar Bettina Bürkle und
Klaus Illi mit dem Thema „Atem“ auseinander. Über die Hüllen-Skulpturen ihrer früheren
Keramikarbeiten haben die beiden Künstler zu ihren luftigen kinetischen Objekten aus
dünner Ballonseide gefunden und von der Natur inspiriert eine ganz eigene, abstrakt
biomorphe Formensprache entwickelt.
„Frucht der Verheißung“ lautet der Titel der Installation, die das Künstlerpaar im
Treppenhaus des Museum Ritter präsentiert. Ausgangspunkt und Motiv für diese aktuelle
Arbeit war die Kakaoschote. Rund 30 Schoten unterschiedlicher Größe und Farbe hängen
mal einzeln, mal paarweise an den Wänden des steilen Treppenhauses Computergesteuerte
Ventilatoren hauchen den zunächst schlaffen gelben, grünen, roten und rot-grünen
Stoffhüllen Leben ein, indem sie in unterschiedlichem Rhythmus und mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit Luft einströmen und diese dann wieder entweichen lassen. Einer
ausgefeilten Choreographie folgend entfaltet sich ein immer wiederkehrendes Wechselspiel
von Wachsen und Erschlaffen, unterbrochen nur von kurzen Momenten des Innehaltens.
Das plastische Verfahren des Aufblasens, die biomorphen Formen sowie die Sinnlichkeit des
Materials bewirken eine luftige Dreidimensionalität, die nicht schwer und gewichtig im Raum
liegt, sondern sich geradezu schwerelos in diesen ausdehnt, ihn erobert und dann wieder
freigibt.
Assoziativ verbinden wir das Auf- und Abschwellen mit organischen Prozessen wie dem
Atmen oder Wachsen. Die unterschiedlichen Volumina und Farben wecken Erinnerungen an
die verschiedenen Wachstumsphasen und Reifegrade von Kakaoschoten, das schmale
Treppenhaus beginnt zu atmen und verwandelt sich quasi zur Kakaoplantage. Der Besucher
wird gleichsam Zeuge und Teil des ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen, der sich
wie im Zeitraffer vor seinen Augen abspielt, die Kakaoschote zum Sinnbild für das Leben
schlechthin.


Camilla Bonath-Voelkel, Karlsruhe

Katalogtext "Kunst mit Schokolade", 2012, S. 42

Copyright Camilla Bonath-Voelkel



"Hortus Aeris"

Arte Sella, Trentino, Italy

2012







"Hortus Aeris", Arte Sella, Borgo Valsugana, Trentino, Italy

2012

The work of the German artists Klaus Illi and Bettina Bürkle consists of air sculptures, which take shape and are modified through a slow and continuous movement of "breathing". The artists offer to us the possibility to relate with the space, - Malga Costa - constantly changing, through the rhythm and the slow motion of their large pneumatic installations: the point of views become a sensory experience in which everything is wrapped into a breath of life. The work of Klaus Illi and Bettina Bürkle brings us to consider the basic aspects of our existence and the unbreakable bond with the more intangible and hidden elements of the ecosystem, questioning the role and possibilities of the relations between man and nature.


I lavori degli artisti tedeschi Klaus Illi e Bettina Bürkle consistono in vere e proprie sculture di aria, che prendono forma e si trasformano grazie ad un lento e continuo movimento di “respirazione”. Gli artisti ci offrono la possibilità di rapportarci, quindi, con un ambiente – Malga Costa - in continua mutazione, scandita dal ritmo lento e incessante del movimento delle loro grandi installazioni pneumatiche: i punti di vista si moltiplicano in un’esperienza sensoriale in cui tutto è avvolto dall’immaterialità di un respiro vitale. Il lavoro di Klaus Illi e di Bettina Bürkle ci riporta a considerare aspetti essenziali della nostra esistenza ed il legame inscindibile con gli elementi più impalpabili e nascosti dell’ecosistema, interrogandoci sul ruolo e sulle possibilità dell’uomo in relazione con la natura.

Copyright Giacomo Bianco, Borgo Valsugana



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